Streng ist das Ordensleben der Karmelitinnen. Gebet und Gottesdienst nehmen täglich sechs bis sieben Stunden in Anspruch. Die Fastenzeit dauert von Mitte Mitte September bis Ostern. Dazu kommen die Freitage und viele Vigilfasttage. Fleisch gibt es nur in schwerer Krankheit. Abgesehen von zwei Stunden, die der Erholung dienen, herrscht den ganzen Tag über strenges Stillschweigen. Ein grosser Teil der Zeit ist mühevoller Arbeit gewidmet. Das Kleid besteht aus grobem Wollstoff. Das Bett ist ein Strohsack auf drei Brettern. Auch im härtesten Winter wird im ganzen Hause nur ein einziger Raum, der Erholungssaal geheizt.
In dieses strenge Leben ging, fünfzehnjährig, die Tochter eines wohlhabenden Hauses, und von Anfang an bekam sie die ganze Härte des Karmel zu fühlen. Sie selbst wollte auch keine Erleichterungen.
Übrigens redet die Heilige in ihrer Lebensbeschreibung recht wenig von dem Großopfer ihres strengen Klosterlebens. Diese Opfer sind ihr selbstverständlich und des Erwähnens nicht wert. Dafür geht sie mehr auf Kleinopfer aus. Sie will es dem Kind auf seiner naiven, innigen Zärtlichkeit den Eltern gegenüber gleichtun, will Jesus durch die Liebkosungen der kleinen Opfer zu gewinnen suchen, will ihm durch Kleinopfer Freude machen, ihm durch Kleinopfer "Blumen streuen".
"Das heisst", so erklärt sie, "ich will mir kein einziges kleine Opfer entgehen lassen, keinen Blick, kein Wort. So werde ich die Blumen streuen. Keiner einzigen Blume will ich begegnen, ohne sie für dich zu brechen. Auch wenn ich meine Rosen mitten aus den Dornen herausholen muss."
Gebet
Heilige Theresia vom Kinde Jesus! Voll Bewunderung schaue ich zu dir auf. Wie gross bist du in deinen Opfern! Auch ich will mutig den Weg der kleinen Opfer gehen. Keinem Opfer will ich mehr begegnen, ohne es für den Heiland zu bringen. "Auch wenn ich meine Rosen mitten aus den Dornen herausbrechen muss." Amen.