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Eine Kindheitserinnerung ist der Ausgangspunkt des sogenannten Kleinen Weges, jener Auffassung vom Heiligwerden, die der kleinen Theresia eigentümlich ist. Theresisas Mutter besorgte morgens die Zimmer im ersten Stockwerk. Unten an der Treppe sitzt die Kleine. Sie will zur Mutter hinauf, aber es gelingt ihr nicht. Da ruft sie nach der Mutter, bis sie kommt und sie auf den Armen hinaufträgt.

Diese Kindheitserinnerung ist der Ausgangspunkt des Kleinen Weges. Der Gedankengang des Kleinen Weges aber ist dieser:
Theresia hat von frühester Jugend an das heisse Verlangen, heilig zu werden. Wenn sie aber an die großen Heiligen denkt, an ihre Abtötungen und Kateiungen, an ihre Nachtwachen und Fasten, so kommt ihr diese Heiligkeit vor wie ein gewaltiger Berg, dessen Gipfel sie mit mit ihren schwachen Kräften nie erreichen wird. Andererseits aber ist sie fest davon übzerzeugt, dass sie trotzdem heilig wird, weil Gott ihr keine unerfüllbaren Wünsche eingibt. Daher begibt sie sich auf die Suche nach einem, wie sie sagt, ganz geraden, kurzen und neuen Himmelsweg.

Bald hat sie ihn gefunden. Sie denkt an ihre gute Mutter zurück, von der sie in den Kindheitstagen aus lauter Mitleid mit ihrem Unvermögen die Treppe hinaufgetragen wurde, weil sie aus eigener Kraft nicht hinaufkam.

Und sie folgert weiter, dass Gott, der doch unendlich gütiger ist als die Mutter, es mit ihr ebenso machen und sie auf die Höhe der Heiligkeit hinauftragen wird, wenn sie ihn nur immer wieder kindlich darum bitte. Dann braucht sie keine Grosstaten im Reiche Gottes zu verrichten, sondern, treu im Kleinen, wid sie sich ganz der Güte Gottes überlassen. Gott aber wird sich ihrer erbarmen, rein aus väterlichem Mitleid mit ihrem Unvermögen. Er wird sie auf seine Arme nehmen und zur Heiligkeit und zur Heiligkeit und zum Himmel emporheben. Das ist ihr kleiner Weg.

Die Treue im Kleinen und ein massloses kindliches Vertrauen auf Gottes liebendes Vaterherz, das ist alles.


Gebet

Heilige Theresia vom Kinde Jesus! Lehre mich jenen Kleinen Weg gehen, auf dem du glücklich in den Himmel gelangt und Gottes Liebling geworden bist. Nach deinem heiligen Vorbild will ich mich bestreben, durch tägliche Opfer das Herz Gottes zu gewinnen, und mich im übrigen voll kindlichen Vertrauens auf seine väterliche Liebe verlassen. Amen.